Transdisziplinärer Austausch über gesellschaftlich-relevante Energiefragen
Die Besonderheit des Dialogs wurde bereits bei der Begrüßung durch den wissenschaftlichen Gastgeber des Abends Prof. Frank Bertoldi vom Argelander-Institut für Astronomie deutlich. Er betonte, dass mit dem Format bewusst der Blick über das physikalisch-technische Verständnis von Energie hinaus erweitert werden sollte. Ziel sei es gewesen, gesellschaftlich relevante Aspekte des Themas in den Fokus zu rücken – solche, die sonst oft weniger Beachtung im öffentlichen Diskurs finden. Dazu seien Forschende aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen eingeladen worden, deren interdisziplinärer Austausch neue Perspektiven eröffnen und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern sollte.
Durch die Diskussion mit Umweltökonomin Jun. Prof. Julia Mink, Ethnologe Prof. Christoph Antweiler und Agrarwissenschaftler Prof. Ralf Pude führte die Journalistin und Autorin Eva Wolfangel. Auch das Publikum wurde in den Dialog der Expert*innen mit einbezogen und konnte seine Erwartungen, Fragen und Impulse unter anderem über ein webbasiertes Tool an die Moderatorin übermitteln. Im Zentrum des Dialogs stand die Frage, wie Energie in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten gedacht und gestaltet wird – etwa in Bezug auf Räume menschlichen Handelns, Verantwortung innerhalb der Gesellschaft oder auf das Anthropozän, jenes Zeitalter, in dem der Mensch maßgeblich Einfluss auf die Erde und ihre Systeme nimmt. Die Diskutierenden waren sich einig, dass inter- und transdisziplinärer Austausch von großer Bedeutung ist, um innovative Lösungsansätze für die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu entwickeln.
Impulse zur Lösung von Energie- und Umweltfragen
Prof. Dr. Christoph Antweiler (Institut für Orient- und Asienwissenschaften) führte aus, wie bestehendes Wissen aus verschiedenen Kulturen dabei helfen kann, Zukunft langfristig zu denken und im Sinne zukünftiger Generationen gerecht und nachhaltig zu gestalten. Er erläuterte, dass die Menschheit große Umweltprobleme nur in den Griff bekommen könne, wenn neben großen auch lokale Lösungsansätze genutzt werden: „Es gibt nicht den einen Masterplan, dafür ist die Welt zu dynamisch und zu wenig erwartbar. Wir brauchen also Wissen über lokale Lösungen, um aus dem Mosaik große Lösungen bauen zu können. Dabei können aus früheren Zeiten tradierte Verfahren mit modernen Technologien kombiniert werden.“
Für Jun.-Prof. Dr. Julia Mink (Institut für Angewandte Mikroökonomik) stehen Fragen der sozialen Gerechtigkeit und des nachhaltigen Handelns im Zentrum der Energiewende. Sie betonte dabei die Bedeutung von sozialer Fairness und Umweltschutz für eine nachhaltige Zukunft und wie diese vor allem über politische Strategien und länderübergreifende Netzwerke realisiert werden könnten. „Die globale Vernetzung der Weltwirtschaft spielt auch beim Thema Energie nach wie vor eine zentrale Rolle. Diese führt zu essentiellen Verteilungsfragen und internationaler Abhängigkeit. Eine relative Versorgungssicherheit ist dabei eher durch vielfältige Netzwerke als durch nationale Autarkie zu erreichen“, führte Jun.-Prof. Mink aus.
Austausch auf Augenhöhe und spannende Denkanstöße
Mit dem inter- und transdisziplinären Format zu Zukunftsenergien hat die Universität Bonn Raum für Austausch, Reflexion und gemeinsame Visionen von Wissenschaft und Gesellschaft geschaffen. Neue Perspektiven machten deutlich: Das Thema Zukunftsenergien geht uns als Gesellschaft alle an. Energie ist weit mehr als Strom aus der Steckdose – sie ist ein gesellschaftliches Gut, das Verantwortung, Bildung und Teilhabe erfordert.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam organisiert von den Transdisziplinären Forschungsbereichen (TRAs), dem Argelander-Institut für Astronomie, sowie dem Transfer Center enaCom der Universität Bonn.
Selber Energie erzeugen: Mitmach-Aktion der Uni Bonn
Das studentische Team der Universität Bonn präsentierte bei der Mitmach-Aktion „Zeig Watt in dir steckt“ erste Ideen für ihren geplanten Escape Room „2051: Energie im Weltraum“ – ein Beitrag zum Hochschulwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2025. Besucher*innen konnten dabei durch Bewegung selbst Energie erzeugen und so spielerisch erfahren, wie sich regenerative Energien nutzen lassen.
MS Wissenschaft tourt noch bis September durch Deutschland
Beide Programmpunkte waren Teil des Aufenthalts der MS Wissenschaft in Bonn. Das Ausstellungsschiff bietet im „Wissenschaftsjahr 2025 – Zukunftsenergien“ über 30 interaktive Exponate zur Energieversorgung der Zukunft und macht aktuelle Forschung für die breite Öffentlichkeit erlebbar. Die Tour wird im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) von Wissenschaft im Dialog (WiD) organisiert.
Das Wissenschaftsjahr
Seit dem Jahr 2000 werden die Wissenschaftsjahre vom BMFTR ausgerichtet. Ziel der Themenjahre ist es, das öffentliche Interesse an Wissenschaft zu stärken und den gesellschaftlichen Dialog über Forschung und Innovation zu fördern.
... zur Pressemitteilung der Uni Bonn: