„Der Ökologische Landbau musste sich aufgrund seiner Verpflichtung, auf mineralische Düngung und den Einsatz von chemischen Pestiziden zu verzichten, schon immer intensiv mit alternativen Formen der Unkrautkontrolle oder einem optimierten Nährstoffeinsatz auseinandersetzen. Daher ist er auch für konventionelle Anbauverfahren Impulsgeber, wenn es darum geht, diese nachhaltiger und umweltverträglicher zu gestalten,“ erläutert Prof. Dr. Thomas Döring, Wissenschaftlicher Leiter des Campus Wiesengut. Der Pflanzenbauer und Agrarökologe zeigte mit seinem Team und vielen vernetzten Forschungseinrichtungen am Tag der offenen Tür mögliche Strategien einer zukunftsgewandten Landwirtschaft.
In einer Versuchs- und Demonstrationsanlage besichtigten Besucherinnen und Besucher das sogenannte Streifenanbauverfahren. Beim Streifenanbau werden auf einem Feld mehrere verschiedene Kulturen in schmalen Streifen abwechselnd nebeneinander angebaut. „Streifenanbau kann Nährstoffkreisläufe optimieren, Erträge steigern und stabilisieren, Krankheits- und Schädlingsdruck minimieren und die biologische Vielfalt auf den Äckern erhöhen. Die gezeigte Anlage ist mit praxisüblicher Anbautechnik und Maschinen für fast jeden Betrieb zu verwirklichen. Aber auch eine von Robotern angelegte und bewirtschaftete Variante ist zu sehen“, erklärt Dr. Roman Kemper. „In den Niederlanden, in China aber auch in Nordamerika ist Streifenanbau bereits ein praxisübliches Verfahren. Wir forschen daran, wie der optimale mitteleuropäische Streifenanbau aussehen könnte und welchen Mehrwert er für Ertragsstabilität und Biodiversitätsschutz bringen kann.“
Ein weiteres Schwerpunkt-Thema des Betriebs ist die umweltschonende und tiergerechte Nutzung der im Naturschutzgebiet Siegaue liegenden Wiesen und Weiden. „Von der Landschaftsgestaltung, über die naturschutzgerechte Beweidung und Bewirtschaftung bis hin zum Tierwohl des einzelnen Rindes spannt sich der Bogen, an dem entlang wir Forschungsfragen anknüpfen und mit wissenschaftlichen Methoden beantworten“, fasst Döring zusammen.
Prof. Dr. Anna Cord und ihre Arbeitsgruppe untersuchen mit Hilfe von automatisierten Kameras und einem Netz von Mikrofonen, wie Säugetiere und Vögel auf bestimmte Bewirtschaftungsformen reagieren. Die Tierethologin Prof. Dr. Jenny Stracke bestimmt anhand der Verhaltensbeobachtung der Rinderherde, welche Bedingungen notwendig sind, damit sich die einzelnen Tiere mit ihren sehr individuellen Bedürfnissen optimal wohl fühlen. Die Besucherinnen und Besucher waren am Tag der offenen Tür eingeladen, die Tiere mit den Methoden der Wissenschaftlerin zu beobachten und konnten eigene Fragestellungen formulieren.
„Der Dialog mit der Bevölkerung ist uns sehr wichtig“, betont Dr. Martin Berg, Wissenschaftlicher Koordinator des Campus Wiesengut. „Deshalb stellen wir beim Tag der offenen Tür Wissenschaft auf ganz unterschiedliche Weise aus. Für alle, die mehr über die Forschungsarbeit eines agrarökologischen Versuchsgut erfahren möchten. Dass trotz des Regens so viele interessierte Menschen den Weg zu uns gefunden und an den zahlreichen Kurzvorträgen, Präsentationen und Feldrundfahrten teilgenommen haben, freut uns sehr und zeigt, wie wichtig es ist, unsere Ergebnisse auf einem verständlichen Niveau zu kommunizieren.“ Und weiter: „Wir haben hier in Hennef so viel zu zeigen. Vom Forschungsnetzwerk Leitbetriebe Ökologischer Landbau in NRW bis zum Exzellenzcluster PhenoRob, von Treibhausgasforschung bis zur Erhaltungsstation für extrem gefährdete Wildpflanzen, vom Grundwasserschutz bis zum außerschulischen Lernort. Der Tag der offenen Tür könnte locker noch ein paar Tage länger dauern.“
... zur Pressemitteilung der Uni Bonn: